Zusammenfassung des Vortrages zum Thema "Lernverhalten des Hundes" von Klaus Frank |
Huanying Guangin! Quingzuò! |
So ähnlich kommt es bei unseren Hunden an, wenn wir mit ihnen reden. Sie verstehen nur Bahnhof, bzw. im obigen Fall chinesisch (Herzlich Willkommen, bitte nehmen Sie Platz !). Welche Möglichkeiten gibt es mit unseren Hunden zu kommunizieren und ihnen unsere Sprache verständlich zu machen? Genauer gesagt, wie schaffen wir es ihnen bestimmte Kommandos zu vermitteln. Eine Möglichkeit, die klassische Konditionierung, hat der Mediziner und Physiologe Ivan Pawlow vor über 100 Jahren entdeckt. Bei Versuchen zur Wirkung von Verdauungsdrüsen entdeckte er die klassische Konditionierung bei Hunden quasi nebenbei. Er war der Überzeugung, dass Verhalten auf Reflexen beruhen kann und entdeckte das Prinzip der (klassischen) Konditionierung. Dabei unterschied er zwischen unkonditionierten (auch natürlich genannten) und konditionierten Reflexen (die durch Lernen erworben werden). |
1. Theoretische Grundlage der klassischen Konditionierung |
Unkonditionierter Reiz (z.b. Futter): Unkonditionierte Reaktion:
Neutraler Reiz (Clicker, Piepston, Kommando): Konditionierte Reaktion: Bedeutet das der Hund bereits beim clicken, pfeifen oder auf ertönen des Kommandos eine Reaktion zeigt. Das Futter muß nicht mehr im Vordergrund stehen. |
2. In der Praxis |
Beispiel:
Nach Mehrfacher Wiederholung reicht das Kommando "Sitz" aus um den Hund zum Absitzen zu bringen. Das Wort "Sitz" wurde konditioniert. |
[note class=“idea“]
Wichtig! Um eine Konditionierung zu erreichen muss das Kommando gleichzeitig mit der Ausführung gegeben werden. Die Aussprache des Kommandos vor oder nach der Lernhilfe ergibt keine Konditionierung.[/note] |
3. Theoretische Grundlage der operanten / instrumentellen Konditionierung |
In den 50er Jahren entdeckte der amerikanische Verhaltensforscher Burrhus Frederic Skinner die operante Konditionierung. Mit Hilfe der sogenannten "Skinner Box" machte er Versuche mit Ratten. Die hungrige Ratte wurde in die Box eingebracht und nach kurzer Eingewöhnungszeit begann das Magazintraining. Ab und zu fällt eine Futterkugel, begleitet von den Geräuschen des Futterautomaten, in den Napf. Ziel: Die Ratte soll erkennen wo das Futter herkommt Nach diesem ersten Lernschritt erhält die Ratte nur noch Futter wenn sie den Hebel betätigt. Diese Betätigung geschieht anfangs nur zufällig. Sehr schnell verknüpft die Ratte das Drücken des Hebels mit der Gabe von Futter. Ist auch diese Verknüpfung abgeschlossen, so erhält die Ratte nur noch Futter wenn sie den Hebel bei leuchtender Lampe drückt. Die Leuchtende Lampe wird durch die Ratte als Hinweissignal betrachtet. |
4. Umsetzung in der Hundeausbildung |
Das "Magazintraining" ist die Basis des Futtertreibens nach Dildei. Der Hund soll als ersten Schritt erkennen wo die Belohnung / Futter herkommt. Als zweiten Schritt wird der Hebel betätigt, d.h. der Hund soll durch Treiben mit der Nase an der Handinnenfläche den Hundeführer zur Futtergabe animieren. Der Schritte ist dann die Einführung des Signals / Kommandos analog zur leuchtenden Lampe. Operante Konditionierung wird vorallem bei der Ausbildungsmethode des "Formens" mit dem Clicker angewandt. Der Hund erhält keine Lernhilfe wie bei der klassischen Konditionierung sondern es wird gewartet bis der Hund ein bestimmtes Verhalten zeigt und dieses dann bestätigt. Hier werden kleinste Schritte in die richtige Richtung belohnt und das Verhalten des Hundes dadurch geformt. |
5. Verstärker |
Primäre Verstärker: Als primäre Verstärker können Sozialkontakte (Streicheln, Spielen), Futter oder Elemente aus dem Jagdverhalten (Beute-, Zerrspiele) eingesetzt werden. Sekundäre Verstärker: |
6. Lerngesetz der Übung |
Umso öfter und interessanter eine Lektion wiederholt wird, desto eher wird der Lerninhalt behalten und kann abgerufen werden. Das heisst die Übung an verschiedenen Orten und mit unterschiedlichen Ablenkungen trainieren. Man spricht heute von ca. 100 – 200 Wiederholungen bis eine Übung beim Hund sicher verknüpft ist und jederzeit abgerufen werden kann. |
7. Immerbestätigung |
Zu Anfang jeder neuen Übung / Verhaltensweise wird die Immerbekräftigung eingesetzt. D.h. es wird jede erfolgreiche Ausführung des Hundes bestätigt. Der Hund muss zu Anfang lernen das sich der Aufwand für ihn lohnt. |
8. Variable Bestätigung |
Variable Bestätigung bedeutet, es wird nicht mehr jede korrekte Ausführung des Hundes bestätigt. Ein Beispiel für unbewußte variable Bestätigung ist das Betteln am Tisch. Der Hund erhält sehr unregelmäßig Futter vom Tisch, z.b. indem etwas beim Essen auf den Boden fällt. Diese ergibt eine sehr stabile Bestätigung seines Verhaltens, dem Betteln. Durch Anwendung der variablen Bestätigung wird der Hund zum Lottospieler. Er gibt jede Woche seinen Schein ab, obwohl er weiß das die Chance auf den Jackpot sehr gering ist. Er erhofft sich aber jedesmal den "dicken" Gewinn. |
9. Auslöschen einer Verhaltensweise |
Beispiel: Beispiel in der Hundeausbildung: Unerwünschtes Verhalten: Möglichkeiten zum Ziel zu gelangen:
zu a. Verhalten auslöschen: zu b. Verhalten umkonditionieren: |
10. Arbeit mit Signalen |
Ausführlich beschrieben im Beitrag "Signal Methode". |
11. Vermeidungslernen |
Erste Experimente zum Vermeidungslernen wurden in den 30er Jahren gemacht. Dazu wurde eine Box gebaut die mit zwei getrennten Böden ausgestattet ist. Die eine Hälfte war ein elektrisierbarer Gitterboden, die andere Hälfte ein neutraler Boden. Eine Ratte wurde auf den elektrisierbaren Gitterboden gesetzt. Zwei Sekunden nach dem Aufleuchten einer Lampe wurde der Boden elektrisiert und versuchte Schmerzen. Auslöschen funktioniert beim Vermeidungslernen nicht. Erst durch Festhalten auf der Platte registriert das Tier das keine Gefahr mehr besteht. Vermeidungslernen ergibt ein sehr stabiles Verhalten. |
12. Korrekturen von Verhaltensweisen |
Korrekturen dürfen nur während oder unmittelbar nach der unerwünschten Verhaltensweise durchgeführt werden. Korrekturen zu einem späteren Zeitpunkt Korrektursignal: Beispiel für die Einführung des Wortes "NEIN": Regeln für die Anwendung von Korrekturen (Daniel Schwitzgebel):
Zu Schwacher Korrekturreiz führt dazu das der Hund das unerwünschte Verhalten weiter ausführen kann. Lernt das er auch trotz Schmerz und Einwirkung zum Erfolg gelangen kann. Es entsteht eine Eskalationsfalle und die Einwirkung muss immer stärker werden.
Wird der Hund nach der Korrektur für das anschliessende erwünschte Verhalten belohnt wird das Training als angenehm empfunden. Die unerwünschte Verhaltensweise wird noch schneller abgebaut.
Beissen, Bellen, Knurren sind nur schlecht durch Korrekturreize zu eliminieren. Sie gehören zum normalen Verhaltensrepertoire des Hundes. Abstellen des Bellens beim Problem des Alleinbleibens kann zum Auftreten neuer Verhaltensweisen wie z.b. Koten, Annagen von Gegenständen usw.. führen. Jagdverhalten beinhaltet das Aushalten von Schmerz (Kampf mit großen Beutetieren) und ist somit durch Korrekturreize schwer einzudämmen. |
13. Platzlerner – Handlungslerner |
Untrainierte Hunde sind in der Regel primitive Platzlerner. D.h. sie verknüpfen Bestätigungen und Korrekturen mit der Umgebung. Beispiel: Ein Wolf macht beim Zupacken eines Igels eine schmerzhafte Erfahrung. Würde er diese Erfahrung mit dem Verhalten "Zupacken" verknüpfen würde er verhungern. Verknüpft er den Schmerz mit dem Beutetier Igel streicht er diesen von der Speisekarte. Im Laufe ihres Lebens entwickeln sich die Hund vom Platzlerner zum Handlungslerner und können immer besser Bestätigungen und Korrekturen mit Verhaltensweisen verknüpfen. Deshalb machen intensive Korrekturen von Verhaltensweisen erst bei erfahreneren Hunden wirklich Sinn. |
14. Schlußbemerkung |
Das wichtigste Hilfsmittel in der Hundeausbildung ist die Stimme, Körpersprache und Kommunikation mit unserem Hund. Die Hunde merken ob wir es ehrlich mit ihnen meinen. Ein Lob muß für den Hund auch als Lob ankommen, genauso wie eine Korrektur auch als solches empfunden werden soll. |
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